Begnadigt
Vor einiger Zeit habe ich in der Serie „Frauen der Bibel und was wir von ihnen lernen können“ einen Beitrag zu Maria geschrieben. Damals ist mir beim Schreiben etwas aufgefallen, was ich für sehr wichtig halte, das möchte ich das heute mit euch teilen.
Vielleicht erinnert ihr euch: Der Engel Gabriel, der Maria erscheint und ihr die Botschaft von Gott bringt, begrüßt sie als Begnadigte und erklärt ihr auch, was das bedeutet: Sie wird das Heilige, den Sohn Gottes, zur Welt bringen, der der ewige König über Israel sein wird.
Kurz zur Erinnerung: Das Wort ‚Begnadigte‘ im Griechischen heißt ‚kecharitoméne‘ – die, der Gnade geschenkt wurde, die Empfängerin von Gnade.
Was ich damals nicht erwähnt habe ist, dass das Wort noch ein zweites Mal im Neuen Testament vorkommen, in Epheser 1,6. Dort heißt es:
Er [Gott] hat uns vorherbestimmt zur Sohnschaft für sich selbst durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadigt hat in dem Geliebten.
Eph 1,5-6
Hier wird das Wort ‚echaritosen‘ verwendet, das denselben Grundstamm wie das Wort aus dem Lukasevangelium hat: charitóo, das bedeutet ‚mit Gnade umgeben, begnadigen‘ und steht hier im Aorist 1 Aktiv in der 3. Person Singular und wird übersetzt mit: ‚er hat begnadigt‘. (Sorry für die ganze Grammatik-Erklärerei, aber das ist wichtig, damit man die genaue Bedeutung versteht.) 🙂
Das bedeutet also: Gott hat uns begnadigt. Womit hat er uns begnadigt? Mit Gnade.
Wie Wikipedia so schön sagt: mit wohlwollender, freiwilliger Zuwendung oder wie das Wörterbuch zum Neuen Testament sagt: mit Huld, Gunst, Wohlwollen, gnädiger Fürsorge.
Gott wendet sich uns also wohlwollend zu, eine aktive Tat Gottes, die auf Freiwilligkeit basiert.
Das macht diese Hinwendung, diese Gnade so herrlich: Sie basiert auf Freiwilligkeit und nicht auf etwas, das wir getan hätten. Wir haben uns die Hinwendung nicht verdient oder sie beeinflusst, sondern sie besteht allein auf dem Wohlgefallen seines Willens, weil er es so gewollt hat.
Wenn wir das erkennen und im Lauf unseres Glaubenslebens immer wieder neu erkennen, sollen wir Gott dafür preisen und loben, denn das ist Grund, warum er das getan hat: Er hat uns Gnade, Hinwendung geschenkt zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade. Diese Gnade ist so wunderbar, so herrlich, dass wir sie loben und ihren Geber anbeten sollen.
Worin besteht nun die Hinwendung Gottes, diese Gnade?
Er [Gott] hat uns vorherbestimmt zur Sohnschaft für sich selbst durch Jesus Christus.
Eph 1,5
Das heißt, er hat entschieden, dass wir eines Tages seine Kinder sein und den Status eines Sohnes oder Kindes haben sollen, nämlich durch Jesus Christus und seine Erlösungstat am Kreuz.
Er hat uns geschenkt, dass wir an ihn glauben dürfen und durch Jesus erlöst sind.
Was für eine wunderbare Hinwendung! Gott macht keine halben Sachen! Er hätte uns Heidenchristen auch nur als Diener der Judenchristen einstellen oder uns einen Gästestatus mit Probezeit verleihen können – stattdessen hat es ihm gefallen, uns die volle Sohnschaft mit allen Rechten anzuerkennen! Und das, obwohl wir nicht einmal etwas dafür getan haben.
Im Römerbrief drückt Paulus es so ähnlich aus:
Nun stirbt kaum jemand für einen Gerechten; für einen Wohltäter entschließt sich vielleicht jemand zu sterben. Gott aber beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.
Römer 5,7-8
Das Wohlwollen, die Liebe, die Gott zu uns hat, ist so groß, dass er uns vorherbestimmt hat, seine Kinder zu sein und dass Jesus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren, noch gar nichts von ihm wussten, noch nicht einmal geboren waren.
Wie herrlich ist diese Gnade!
Wenn wir diese Hinwendung Gottes erfahren haben, wenn wir uns entschieden haben, daran zu glauben, dass Jesus an unserer Stelle gestorben ist, um Vergebung für unsere Sünden zu bewirken, dann lasst uns Gott dafür preisen und die Gnade loben, die so herrlich ist und die er uns so gerne geschenkt hat!