Minze-Erkenntnisse
Am Wochenende habe ich nach langer Zeit mal wieder nach meinem Fensterbrettgarten geschaut. Der Frost ist ja jetzt bald vorbei (jedenfalls hoffe ich das) und ich wollte mal sehen, wie meine Pflanzen den Winter überstanden haben.
Besonders ist mir in dem einen Topf die Minze aufgefallen. Sie hat die Kälte nicht vertragen: Die Blätter sind braun geworden und hängen an allen Seiten herunter, so dass sie jetzt ein jämmerliches Bild abgibt. Ganz vertrocknet und ohne Leben, knarrig und hässlich.
Ich hatte schon überlegt, ob sie hinüber ist und ich sie rausreiße oder lieber noch warte in der Hoffnung, dass sie sich wieder erholt.
Manchmal fühle ich mich so wie die Minze aussieht. Hässlich und unbrauchbar. Ohne Nutzen und Platz wegnehmend. Ich denke dann an alles, was ich nicht kann und wo ich versagt habe, die falschen Worte verwendet oder Dinge unterlassen habe und je mehr ich darüber nachgrübele, desto mehr fällt mir ein. Dann wird der Berg toter Blätter immer größer, meine Fehler immer schlimmer.
Als ich dann weiter in dem Topf rumguckte, sah ich auf einmal am Rand etwas Erstaunliches: Mehrere frisch-grüne Triebe drängten sich aus der Erde, knospende Ausläufer bereit zum Wachsen! Ich war so glücklich, weil es so schade um die schöne Minze gewesen wäre.
Was ich davon lerne:
Nur weil es zur Zeit tot und grau aussieht, heißt das nicht, dass unter der Oberfläche nichts passiert. Gott ist am Werk, wenn es auch noch so unwahrscheinlich scheint.
Und das ist der Knackpunkt: Es scheint so.
Aber wenn ich dem Schein mehr Glauben schenke als der Wahrheit, dann verliere ich. Dann lasse ich mich von Knarrigkeit und trockenen Blättern täuschen und von dem Gefühl der Unbrauchbarkeit. Dann gewinnt die Hoffnungslosigkeit die Überhand und macht mich bewegungsunfähig, weil ich so erstarrt von meinen eigenen Fehlern und Unzulänglichkeit bin.
Ich bin so dankbar, dass Gott mich durch meinen Fensterbrettgarten und die Pflanzen lehrt, ihm und seiner Güte zu vertrauen sowie seiner Allmacht und Kraft, meine (Glaubens)wurzeln auch durch frost- und kalte Winterszeit zu bewahren, damit neues Leben sprießen kann.
Zwei Verse, die mich immer wieder ermutigen:
Der Herr ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hat mein Herz vertraut und mir wurde geholfen. Darum frohlockt mein Herz und ich will ihm danken mit meinem Lied.
Psalm 28,7
Denn ich weiß, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der Herr, Absichten des Friedens und nicht des Unheils, um euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben.
Jeremia 29,11