Vorbild des Monats
Die trauernde Martha
Johannes 11
Wir begegnen Martha im elften Kapitel des Johannesevangeliums in einer schlimmer Situation: Ihr Bruder Lazarus ist nach einer Krankheit gestorben und begraben worden. Kurz vor seinem Tod hatten Martha und ihre Schwester Maria jemanden zu Jesus gesandt, in der Hoffnung, dass er kommen und ihn heilen würde, wie er schon hunderte Menschen davor geheilt hatte. Aber Jesus kam nicht rechtzeitig. Lazarus starb.
Für Martha und Maria bricht eine Welt zusammen. Viele Freunde und Bekannte kommen, um ihnen beizustehen und mit ihnen zu trauern und den Toten zu begraben.
Als Martha hört, dass Jesus endlich gekommen ist, läuft sie ihm entgegen.
Da sprach Martha zu Jesus: Herr, wenn du hier gewesen wärst, mein Bruder wäre nicht gestorben! Doch auch jetzt weiß ich: Was immer du von Gott erbitten wirst, das wird Gott dir geben.
Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen!
Martha spricht zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird in der Auferstehung am letzten Tag.
Joh 11, 21-24
Jesus begegnet Martha in einer extremen Situation: Der Tod ihres Bruders Lazarus ist eine Familientragödie und sie leidet sehr darunter. Martha reagiert menschlich, als sie auf Jesus trifft: Sie klagt ihn an und spricht ihm trotzdem daraufhin ihr Vertrauen aus.
Jesus weicht nicht aus oder flüchtet sich in Ausreden. Er geht auf ihre tiefste Not ein, den Tod und Verlust ihres Bruders und zeigt ihr den Ausweg aus ihrer Trauer und Verzweiflung: Ihr Bruder wird auferstehen, er wird nicht tot bleiben, sondern leben.
Martha ist in ihrer menschlichen Vorstellungskraft gefangen. In ihrer Begrenztheit ist das einzige, was sie mit dieser Aussage anfangen kann, sie in ihrem Erfahrungs- und Wissenshorizont zu interpretieren. Die Auferstehung findet am Ende der Tage statt! Es kommt ihr gar nicht in den Sinn, dass Jesus das anders meinen könnte, wie auch?
Aber Jesus steht über Marthas Lebenssituation und kann ihr einen Ausweg und Hilfe anbieten.
Wie oft vergessen wir es, dass Jesus nicht an Raum und Zeit gebunden ist, sondern beides erschaffen hat?
Lazarus musste sterben, damit Jesus verherrlicht wird. „[Jesus] sprach: Diese Kranktheit ist nicht zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes, damit der Sohn Gottes dadurch verherrlicht wird“ Joh 11,4
Leid ist nicht sinnlos, sondern hat einen Zweck: Damit Jesus verherrlicht wird. Durch Leid kann, wenn wir es zulassen, Vertrauen in Gott entstehen, wir können sein Hindurchtragen und seine Kraft erleben, wir dürfen auch Freude an Gottes Hilfe erfahren und seine Nähe spüren. Durch Leid können wir in unserer Heiligung wachsen.
Und Jesus offenbart sich Martha in diesen glorreichen Worten: Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. (V. 25+26)
Jesus offenbart sich selbst als der Sohn Gottes, der über dem Tod steht, indem er selbst das Leben und die Auferstehung ist.
Jesus fragt Martha, ob sie das glaubt und sie antwortet: Ja Herr! Ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.
Martha als Kind ihrer Kultur wusste auf jeden Fall, welche Bedeutung es hat, wenn sich jemand die Attribute Gottes zuschrieb. Sie spricht ihm ihr Vertrauen aus, diesmal mit einer anderen Herzenshaltung und mit Überzeugung.
Jesus deutet inmitten von Marthas Verzweiflung auf sich selber. Er weist sie auf den Einzigen hin, der Hoffnung und Rettung geben kann.
Wenn Jesus uns in unserer Situation begegnet, bewirkt das Veränderung. Wir schauen von uns weg auf seine Herrlichkeit und seine Wirklichkeit und erkennen, dass er Herr ist. Herr über Leben und Tod.
Martha durfte diese Veränderung erleben und sogar mit eigenen Augen sehen, wenn es für sie doch immer noch schwierig war, das wirklich zu begreifen.
Wo erleben wir das bei uns? Welche Situation hat dich das letzte Mal überwältigt und du hast in der Begegnung mit Jesus ihm vorgeworfen: Herr, wenn du hiergewesen wärst, wäre das nicht passiert!
Gehst du zu Jesus, wenn du dich ohnmächtig fühlst und alles ausweglos erscheint, weil du weißt, dass er helfen kann?
Weißt du wirklich, dass Jesus der Herr über deine Situation ist? Hast du ihm die Kontrolle abgegeben und darf er handeln wie er will?
Ich denke, dass es eine gute Sache ist, diese Denkweise zu üben, wenn es einem gutgeht. Es ist viel einfacher, in einer Notsituation auf Reflexe zurückzugreifen, anstatt sich mühsam an einen Regelkatalog zu erinnern. Trainiere deine Denkweise, deinen Reflex zu Jesus hin, erkenne ihn immer wieder als Herr über dein Leben an, damit du in schwierigen Zeiten nicht in Vorwürfe verfällst, sondern voller Vertrauen auf Jesu Hilfe hoffst.
Denk dran: Jesus ist die Auferstehung und das Leben. Er ist Retter und Heiler. Er ist Sonne und Schild.
Glauben bedeutet, Christus als Herr anzuerkennen.
Wohl dem Menschen, dessen Stärke in dir liegt, [wohl denen], in deren Herzen gebahnte Wege sind!
Wenn solche durch das Tal der Tränen gehen, machen sie es zu lauter Quellen, und der Frühregen bedeckt es mit Segen.
Sie schreiten von Kraft zu Kraft, erscheinen vor Gott in Zion.
Psalm 84,6-8