Vorbild des Monats
Sarah
1. Mose 18
Ich liebe es, abends, wenn es dunkel wird, Kerzen anzuzünden. Nicht nur in meinem Zimmer, sondern auch ganz besonders draußen. Auf meinem Festerbrett stehen zwei Windlichter, die abends in die Dunkelheit hinausleuchten und auch für andere sichtbar sind.
Für den dunklen Monat November wollen wir uns eine Frau anschauen, die uns dabei helfen kann zu verstehen, was es bedeutet, Hoffnung in der Dunkelheit zu haben.
Diese Frau ist Sarah, die Frau Abrahams. Sie ist alt, 90 Jahre alt, sie hat ihr ganzes Leben an der Seite ihres Mannes verbracht und weiß, dass er eine besondere Beziehung zu Gott hat. Sie haben keine Kinder, aber Gott hat Abraham einen Sohn verheißen und wie es scheint, hat er diese Verheißung wahrgemacht, als die Magd Hagar den Ismael geboren hat.
Sarah sitzt im Zelt und fächert sich Luft zu. Es ist sehr heiß und stickig und sie gähnt und denkt, wie schön es wäre, einen Mittagsschlaf zu machen. Abraham sitzt am Zelteingang und sie sieht, wie ihm fast die Augen zufallen. Immerhin sitzt er im Schatten. Erst vor kurzem hatte Abraham wieder eine Gottesbegegnung und sie denkt an die Aufregung zurück, als er plötzlich wollte, dass alle Männer beschnitten werden sollten, selbst Ismael, der ja erst dreizehn ist! Aber Abraham meinte, dass jeder, der Teil des Haushalts sei, beschnitten sein müsse, weil Gott mit ihm einen Bund gemacht habe. Sarah denkt, dass sie ja schon viel mitgemacht hat in ihrem Leben, aber das übertrifft wirklich alles.
Plötzlich hebt Abraham den Kopf, steht schwerfällig auf und geht hastig davon. Was wohl jetzt los ist? Sie hört Stimmen und dann eilige Schritte, dann kommt Abraham ins Zelt und sagt: Nimm rasch drei Maß Feinmehl, knete sie und backe Brotfladen! Und schon ist er wieder draußen. Uff, in der Hitze Brot backen?
Sarah hockt am Feuer und schwitzt. Die Magd, die ihr hilft, hat erzählt, dass draußen drei Männer unter dem Baum sitzen, ein Knecht hat ihnen Wasser für die Füße gebracht und ein anderer Knecht schlachtet gerade ein Kalb. Die Brotfladen sind fertig, sie bringt sie an den Eingang, damit Abraham sie den Gästen auftischen kann.
Neugierig bleibt sie am Eingang stehen, aber so, dass die Männer sie nicht sehen können. Sie hört das leise Gemurmel der Gäste und Abrahams Stimme, der ein bisschen aufgeregt klingt.
Da hört sie ganz deutlich: Wo ist deine Frau Sarah? Abraham antwortet: Drinnen im Zelt. Sarah wundert sich. Woher kennt der Fremde ihren Namen?
Und wieder ganz deutlich: Gewiss will ich um diese Zeit im künftigen Jahr wieder zu dir kommen und siehe, deine Frau Sarah soll einen Sohn haben!
Sarah hält sich die Hand vor den Mund, um ihr Schmunzeln zu verbergen. In meinem Alter, denkt sie, soll mir noch so etwas Schönes passieren? Dazu ist mein Herr ein alter Mann!
Einer der Männer spricht zu Abraham: Warum lacht Sarah und spricht: Sollte ich wirklich noch gebären, so alt wie ich bin? Sollte denn dem Herrn etwas zu wunderbar sein? Zur bestimmten Zeit will ich wieder zu dir kommen im nächsten Jahr und Sarah wird einen Sohn haben!
Zittternd sagt Sarah laut: Ich habe nicht gelacht!
Doch, du hast gelacht, sagt der Mann.
Sarah steht unter dem Baum, wo vorhin noch die drei seltsamen Fremden gesessen haben und blickt ihnen nach. Sie gehen in Richtung Sodom und Abraham begleitet sie ein Stück. Sie hat eine Hand auf ihr Herz gepresst, das wie wild klopft und ihre Gedanken überschlagen sich. Woher wusste der Fremde ihren Namen? Und wie kann er sagen, dass sie nächstes Jahr einen Sohn haben wird? Woher wusste er, dass sie gelacht hat?
Und immer wieder hört sie seine Stimme im Kopf: Sollte denn dem Herrn etwas zu wunderbar sein?
Sarah hat ihren Mann immer wieder ausgefragt, wie es ist, wenn er Gott begegnet. Es war, als hätte der Mann vorhin direkt in ihr Innerstes geschaut. Er hatte ihre genauen Gedanken gekannt. So etwas kann nur Gott, denkt sie. Er kennt die Wahrheit in meinem Herzen, er kennt auch die Wahrheit in der Zukunft. Sollte denn dem Herrn etwas zu wunderbar sein?
Sei wie Sarah.
Im Hebräerbrief im elften Kapitel wird Sarah als Glaubensheldin gelobt: Durch Glauben konnte Sarah in ihrem Alter schwanger werden, weil sie den für treu erachtete, der es verheißen hatte (Hebr 11, 11-12).
Sarah hat in ihrem Leben an Abrahams Seite Erfahrungen mit Gott gemacht, hat immer wieder gesehen, wie Gott führt, rettet und segnet, sie hatte ihre eigene Gottesbegegnung und sie wusste, dass Gott treu ist und dass er hält, was er verspricht.
Ihre Überzeugung war: Weil Gott treu ist, wird er seine Verheißung wahrmachen.
Auch wir dürfen heute sehen, dass Gott seine Verheißungen wahrgemacht hat:
Gott hat einen Erlöser angekündigt und er hat einen Erlöser gesandt.
Er hat versprochen, uns von unseren Sünden zu befreien und Jesus hat diese Befreiung am Kreuz erworben.
Er hat gesagt, dass auch die Heiden Kinder Gottes werden dürfen und auch das ist wahrgeworden.
Jesus hat gesagt, dass der Heilige Geist kommen wird, was an Pfingsten geschehen ist. Der Heilige Geist hilft uns heute, Gottes Wort zu verstehen, er tritt für uns ein und er hilft uns, gottgefällig zu leben.
Gott ist treu, er hat seine Verheißungen wahrgemacht. Wie eine Kerze in der Dunkelheit scheint, lass diese Gewissheit in dir leuchten: Auch wenn alles dunkel ist – Gott ist da.
Glauben heißt, Gott für treu zu halten.
Sollte denn dem Herrn etwas zu wunderbar sein?
(1. Mose 18, 14)