kurze Erläuterungen zur Sprache

Quenya ist eine Sprache, die sehr logisch und relativ einfach aufgebaut ist. Im folgenden werde ich einige typische Merkmale darstellen, die sämtlich den beiden 'Elbisch'-Büchern von Helmut W. Pesch entnommen sind. Diese Übersicht dient also nur dazu, einen groben Überblick zu geben. Wer verwirrt ist oder Fragen hat, schaue bitte dort nach. Ich erhebe keinen Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit.

Anders als es im Deutschen ist und am Anfang sicher auffällt, sind die vier Numeri (Zahlformen).

Singular Einzahl alda (Baum) elen (Stern)
Plural Mehrzahl aldar (Bäume) eleni (Sterne)
Dual Zweizahl Aldu (die Zwei Bäume) -
Kollektiv Vielzahl/Gesamtheit aldali (Bäume) elelli (Sterne)

Der Dual wird im späteren Quenya nur noch für natürliche Paare, wie zB. Augen, Ohren usw. verwendet.


Desweiteren gibt es zehn Kasus (grammatische Fälle). Zum Vergleich: Deutsch hat nur vier.

alda (Sg.) aldar (Pl.) Nominativ (Wer-Fall) Satzsubjekt
aldo aldaron Genitiv (Wessen-Fall) Herkunft eines Objekts
aldan aldain Dativ (Wem-Fall) indirektes Objekt
alda aldar Akkusativ (Wen-Fall) direktes Objekt
aldava aldaiva Possessiv Besitzer des Objekts
aldanen aldanin Instrumentalis (Womit/Wodurch) Mittel/Werkzeug, mit dem/durch das etwas geschieht
aldas aldais Respektiv (oder Dedativ) Objekt, auf das sich etwas bezieht
aldasse aldassen Lokativ (Wo-Fall) Ort oder Zeit, wo etwas geschieht
aldanna aldannar Allativ (Wohin-Fall) Bewegung auf etwas hin
aldallo aldallon Ablativ (Woher-Fall) Bewegung von etwas her

Der Dativ ist zur der Zeit des 'Herr der Ringe' ausgestorben, ebenso wie der Akkusativ, der wie der Nominativ gebildet wird.
Die letzten drei Kasus werden auch zusammengefasst als Lokalkasus beschrieben und haben räumliche und zeitliche Funktion.


Pronomen (persönliche Fürwörter) gibt es in zwei Formen:
Einmal als eigenständige Form, aber auch als Suffix (dh. Endung), das an andere Worte angehängt wird. Bei beiden Formen wird außerdem zwischen betonten und unbetonten Formen entscheiden.

  betont Suffix (betont) unbetont Suffix (unbetont)
1. Person Sg. inye -nye ni -n
2. Person Pl. elye -lye le -l

ACHTUNG: Die Beispiele sind alle von mir, sie können also Fehler enthalten!

Beispiel 1

tir- = schauen
-nye = Suffix (betont)
-n = Suffix (unbetont)

Beispiel 2

linna- = gehen
-n = Suffix (unbetont)
cirya = Schiff
-nna = Allativ (Wohin-Fall)

Beispiel 3

lir- = singen
aran = König
linde = Lied
i = der/die/das
amaurea = Morgen (früher Tag)

Übung

ranya- = wandern
taure = Wald
ter = durch (Präposition)
ACHTUNG: Nach Präpositionen steht der Akkusativ, auch wenn im Deutschen eigentlich der Dativ folgen müsste!

Lösung (bitte markieren): Ranyalye ter i taure.


Natürlich gibt es auch Zeitformen (Tempi [Pl.], Tempus [Sg.]).

Aorist
Zum Ausdruck von allgemeinen Wahrheiten, nicht festgelegten und gewohnheitsmäßigen Handlungen.
Bildung: nur mit Stamm + Endung (lantan = ich falle; lanta- = fallen)

Präsens
Handlung in der Gegenwart
Bildung: Längung des Stammvokals + Hinzufügen von -a-; bei Verben, die auf -a- enden, wird vor dem -a- eine -e- eingefügt und die Längung unterbleibt
síla; sil = scheinen
lantea; lanta = fallen

Präteritum
Handlung in der Vergangenheit
Bildung: es wird an den Stamm (wenn er auf r, m und n endet) -ne angefügt
lanta-ne-nye = ich fiel
es wird an den Stamm (wenn er auf l endet) -le angefügt
vil-le-n = ich flog (vil- = fliegen)
es wird an den Stamm (wenn er auf p, t und c endet) ein Nasallaut eingefügt
p -> mp: tompe = bedeckte (top = bedecken)
t -> nt
c -> ñk

Perfekt
nicht abgeschlossene Handlung in der Vergangenheit
Bildung: An den Stamm wird die Endung -ie angehängt, dabei fällt der Endvokal weg. Bei Verben mit der Endung -ya fällt diese weg. Außerdem wird der Stammvokal bei allen Formen gelängt. Am Wortanfang wird der Vokal der ersten Silbe wiederholt.
alant-ie-nye = ich bin gefallen

Futur
zukünftige Handlung
Bildung: Der Stamm bekommt die Endung -uva. Bei Verben, die auf -a enden, wird das -a ersetzt.
lant-uva-lye = ihr werdet fallen

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